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Waldbaden zur Burn-out-Prävention
Waldbaden – was ist das eigentlich – und was nicht?
Was verbinden sie mit Baden? Wohltemperiertes duftendes Badewasser, Kerzenschein, Zeit für sich selbst, Körperpflege, Musik hören, Entspannung dabei? Oder Erfrischung, Bewegung, den Körper fordern, Spaß und Spiel, Natur genießen?
Mit Baden zuhause oder im See / Meer verknüpfen sich bei vielen Menschen positive Erinnerungen. Manche lieben beides, manche haben eine Lieblingsart zu baden.
Was ist denn nun ähnlich, wenn ich im Wald bade?
(aus Japan kommend, dort unter „Shinrin Yoku“ bekannt)
Auch da habe ich im besten Falle Entspannung und Zeit für mich selbst. Ich atme saubere Luft und habe im Vergleich zu Städten und Freiland angenehme Temperaturen. Im Wald erlebe ich die Natur mit allen Sinnen, bin in Passivität oder bewege mich (allerdings gemächlich), kann meine Umgebung mit Neugier erkunden und damit den Alltagsforderungen gelassener begegnen. Viele Menschen empfinden Grün in allen Schattierungen als angenehm und entspannen sich durch den Gesamteindruck, den Duft und die Waldgeräusche. Spezielle Lichtverhältnisse führen zur Verbesserung der Stimmung und geben vielen Menschen Geborgenheit. Der Kontakt mit Pflanzen, Tieren, Waldboden hat emotional positive Wirkung.
Biophilia nannte das in den achtziger Jahren der Evolutionsbiologe Edward O. Wilson. Er meinte damit unsere Liebe zu allem Lebendigen und dass wir genetisch dazu bestimmt seien, die Natur zu lieben, weil wir ein Teil von ihr sind. Dass Menschen in eng bebauten Gebieten leben und der Natur fern sind, ist evolutionär gesehen die allerkürzeste Zeit.
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Körper und Geist profitieren gleichermaßen von diesem Gesamterlebnis und aus beiden persönlichen „Badevorlieben“ haben wir eine Mischung. Besondere Übungen zur Achtsamkeit und aus anderen Body-Mind-Verfahren unterstützen den entspannenden Aspekt.
„Waldbaden“ ist für Menschen jeden Alters und in den meisten Gesundheitszuständen machbar und erfordert keine Kondition, gern aber Trittsicherheit in unebenem Gelände. Wichtig ist die innere Bereitschaft, sich auf diese Erfahrung einzulassen. Für Erwachsene und Kinder gibt es entsprechend ihres Alters und ihrer Bedürfnisse unterschiedliche Formen der Begleitung und Anleitung.
Von „Waldbaden“ spreche ich nicht,
wenn sie Joggen, Walken, Wandern, sich mit Rädern sportlich durch den Wald bewegen – das ist auch gesundheitsförderlich und macht Spaß. Kräuterwanderungen, Naturführungen oder umweltpädagogische Angebote haben einen anderen Fokus, z.B. auf Wissenszuwachs, und sind natürlich ebenso wertvoll.
Der langsam-entspannte Waldspaziergang mit langen Pausen auf Bänken oder Decken ist der japanischen „Tradition“ am nächsten, insofern sie meist in Stille gehen und aufmerksam im Moment sind.
Welche positiven Effekte auf die Gesundheit sind zu erwarten?
Japanische Wissenschaftler haben sich diesem Thema als erste zugewandt. In einer Meta-Studie der Medizinischen Fakultät an der Ludwig-Maximilian-Universität in München wurde der aktuelle internationale Forschungsstand zusammen getragen (s. Sachbuch „Waldtherapie“, Springer, Prof. Dr. Dr. Angela Schuh, Gisela Immich).
In Kurzfassung sind hier die gesundheitsfördernden Aspekte dargestellt:
- Erholungs- und Entspannungsgefühl besser als in Städten, Parks, Agrarland …
- Stressreduktion durch regelmäßiges Waldbaden
- Die Stimmung ist nach Waldaufenthalt eher aufgehellt, es unterstützt Menschen bei Umgang mit Depressionen
- Die Schlafqualität verbessert sich bei regelmäßigen Waldgängen
- Das Immunsystem wird besser gestärkt als in Städten, Parks, Agrarland,…
- Der Wald unterstützt therapeutische Prozesse z.B. bei Alkoholerkrankungen, Depressionen, ADHS, Verthaltenstherapie
- Kognitive Leistungs- und Gedächtnisfähigkeit nimmt zu
- Atemwegserkrankungen werden positiv beeinflusst bei regelmäßigen Waldaufenthalten
- Blutdruck harmonisiert sich besser (Blutdrucksenkung)
Die positiven Effekte sind von Waldbaden werden besser, je regelmäßiger sie Waldbaden gehen.
Waldbaden allein – wie kann ich das machen?
Sie können natürlich für sich allein im Wald oder an anderen naturnahen Orten „baden“.
Die Wirksamkeit wird unterstützt, wenn sie darauf achten:
1. Sie haben mindestens 1 Stunde Zeit vor Ort (besser 2-3)
2. Sie sind entsprechend der Witterung angemessen gekleidet und haben ein wasser- und kältedichtes Sitzkissen dabei, ev. eine Decke und Getränke
3. Sie lassen ihr Smartphone zuhause oder stellen es auf lautlos
4. Sie haben in ihrer Nähe einen Wald, eine Wiese, einen naturnahen Ort mit sauberer Luft und Naturgeräuschen
5. Sie haben einen „Naturort“ gefunden, der von anderen Menschen weitestgehend ungestört ist (wenig Jogger, Radfahrer, Hundespaziergänger, Wanderer)
6. Sie haben sich keine Aufgaben gestellt, wie z.B. möglichst weit gehen oder Nachdenken über x
7. Falls sie in Gruppe gehen, unterhalten sie sich nicht
8. Sie gehen langsam und aufmerksam für ihre Umwelt (Empfehlung aus Japan ist, ca. 4 Kilometer in 2 Stunden)
9. Sie fühlen sich an Natur-Plätzen sicher und wohl genug, um sich dort für einige Zeit nieder zu lassen
10. An diesen Plätzen, die ihnen gefallen, nehmen sie dort die Umgebung mit allen Sinnen wahr
11. Sie können ohne Anleitung an diesen Plätzen für sich allein eine Sinnesübung, einen Body-scan, eine Atemübung, eine Meditation oder eine Entspannungstechnik (Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Yoga, Chi gong …) durchführen und wirken lassen
Was spricht für Waldbaden in einer Gruppe?
Wenn sie merken,
• dass sie konsequenter und regelmäßiger etwas Gutes für sich tun,
wenn sie dafür einen festen Termin haben,
• dass sie das Erlebte gern mit anderen Menschen teilen wollen,
• dass sie begleitet und angeleitet werden wollen,
• wenn sie allein im Wald / in der Natur ängstlich sind und sich wenig entspannen können,
• wenn sie bei sich Stresssymptome wahrnehmen und schlecht abschalten können,
• wenn sie keine der vorgeschlagenen Sinnesübungen oder Entspannungstechniken allein durchführen können,
• wenn sie ein Handicap haben und etwas Unterstützung benötigen.
empfehle ich ihnen eine „Gruppe zum Waldbaden“. Bitte sprechen sie mich an.
Bitte sprechen sie mich an, wenn sie Fragen dazu haben.